Altes Wissen neu belebt: Wie funktioniert Akupunktur?


Die Traditionelle Chinesische Medizin betrachtet den Menschen als Wesen, welches aus Körper, Seele und Geist besteht. Die Therapiemethoden zeichnen sich daher durch eine ganzheitliche Herangehensweise aus. Ärzte und Heilpraktiker, die nach der TCM praktizieren, versuchen, Krankheiten nicht nur zu heilen, sondern auch der Entstehung schwerer und chronischer Krankheiten vorzubeugen.

Nach den Vorstellungen der Traditionellen Chinesischen Medizin fließt die Lebensenergie („Qi“) auf Leitbahnen („Jing Luo“) – im Westen als Meridiane bezeichnet – durch den Körper. Das Qi habe erheblichen Einfluss auf die Funktion des Körpers. Blockaden dieser Energien sollen dabei ursächlich sein für Unwohlsein, Schmerzen und etwaige Krankheiten.

Akupunkturpunkte bei Migräne & Kopfschmerzen

Durch das Einstechen der Akupunkturnadeln in bestimmte Hautpunkte, zum Beispiel in die Nähe des Handgelenks bei Kopfschmerzen und Migräne (Akupunkturpunkt Lu7), soll

  • der gestörte Energiefluss reguliert und wieder normalisiert sowie
  • körpereigene Stoffe (Hormone) angeregt und aktiviert werden.

Akupunktur gegen Migräne: Ablauf der Behandlung

Das gezielte, vorsichtige Setzen der hauchdünnen Akupunkturnadeln soll die Entzündungshemmung und Schmerzlinderung im Körper ankurbeln. Während der Akupunktur soll der Patient völlig entspannt sein, er kann sich daher auch gegen das Sitzen entscheiden und die Behandlung im Liegen durchführen lassen. Eine Sitzung dauert üblicherweise zwischen 20 und 30 Minuten.

Für eine Akupunkturbehandlung werden zwischen 30 und 70 Euro pro Sitzung berechnet, die exakten Kosten sind von der Behandlungsdauer und dem Behandlungsaufwand abhängig1.

Für die Kosten müssen die Patienten selbst aufkommen. Gesetzliche Krankenkassen tragen zwar die Kosten einer Akupunktur bei chronischen Rücken- und Kniegelenksschmerzen, aber bei Kosten im Rahmen der Akupunktur gegen Migräne beteiligen sie sich nicht. Einige private Krankenkassen erstatten die Auslagen, wobei die Höhe der Leistungen je nach Anbieter stark variieren kann.

Akupunktur gegen Migräne braucht Zeit

Die Akupunktur gegen Migräne wird meist zweimal wöchentlich durchgeführt. Durchschnittlich sind circa 15 Anwendungen für eine erfolgreiche Behandlung notwendig2. Bitte seien Sie nicht zu ungeduldig mit sich und Ihrem Körper – in den meisten Fällen zeigen sich positive Effektive in Bezug auf die Migräne erst nach der Hälfte der Sitzungen.

Akupunktur gegen Migräne – eine Lösung?


Bei Migräne gibt es einige Therapieansätze – ob sie jedoch Erfolge zeigen oder nicht, kann nur im Einzelfall beantwortet werden. Eine medikamentöse Behandlung vermag zwar zumindest im akuten Stadium zu helfen, kann die Migräne in ihrer Ursache aber nur bedingt bekämpfen. Einen interessanten Ansatz bietet hier die Akupunktur.

Zwar ist diese auch nicht für den Einsatz bei akuten Migräneanfällen geeignet, da es unter anderem bei plötzlich auftretenden Beschwerden wirklich schwierig ist, sofort eine Akupunkturbehandlung in Anspruch nehmen zu können.

Doch Akupunktur gegen Migräne bietet in den beschwerdefreien Intervallen eine gute Alternative zum Einsatz von Medikamenten, die zur Vorbeugung von Migräne eingenommen werden. Akupunktur kann bewirken, dass

  • die Häufigkeit der Migräneanfälle zurückgeht und
  • die Schmerzintensität bei Anfällen reduziert wird.

In der Akupunktur unterscheidet man verschiedene Formen der Migräne, zum Beispiel die

  • Leber-Gallen-Migräne (Schwäche des Gallenfunktionskreises, Migräne typischerweise am frühen Morgen oder nachts) oder die
  • hormonelle Migräne (menstruelle Migräne).

Je nach Ursache der Migräne werden verschiedene Akupunkturpunkte ausgewählt.

Ist die Therapie beendet, ist es für den Langzeiterfolg empfehlenswert, nach ein paar Monaten noch einmal ein paar Akupunktursitzungen anzuhängen und die Therapie somit aufzufrischen.

Akupunktur gegen Migräne verschafft Linderung

Migräne führt unter anderem dazu, dass sich der Körper wieder entspannen kann. Sinnvoll kann eine Behandlung mit Akupunkturnadeln auch bei chronischen Schmerzen sein – viele der Betroffenen können hier eine deutliche Besserung verzeichnen.

Hilft Akupunktur auch gegen Kopfschmerzen?


Aber auch bei häufigen Spannungskopfschmerzen, die durch muskuläre Verspannungen, Stress oder Fehlhaltungen am Arbeitsplatz verursacht werden können, kann eine Akupunkturbehandlung mit mindestens sechs Behandlungssitzungen hilfreich sein. Zu diesem Ergebnis kam Cochrane, ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern und Ärzten.

Cochrane fasste mehrere Studien zum Thema Akupunktur gegen Migräne und Kopfschmerzen zusammen und wertete die Ergebnisse aus. In zwei Studien halbierte sich bei 48 von 100 Teilnehmern die Kopfschmerzhäufigkeit, wenn zusätzlich zur Standardversorgung (meist mit Schmerzmitteln) eine Akupunkturbehandlung durchgeführt wurde.

In der Gruppe, die sich nur der Standardversorgung unterzogen hatten, berichteten nur 17 von 100 Teilnehmern von weniger Kopfschmerztagen.4

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Patienten sowohl mit Migräne oder Kopfschmerzen von Akupunktur zur Vorbeugung profitieren können. Letztendlich muss aber jeder für sich selbst entscheiden, ob er Akupunktur gegen Migräne oder Kopfschmerzen ausprobieren möchte.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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