Symptome einer hemiplegischen Migränes


Zu den typischen Symptomen einer hemiplegischen Migräne (aus dem Griechischen: ‚hemi‘ bedeutet halb; ‚plegie‘ bedeutet Lähmung) zählen in erster Linie Beeinträchtigungen in der Sinneswahrnehmung (sensorisch) und in der Muskelkontrolle (motorisch).

Betroffene klagen zu Beginn der Attacke oftmals über temporäre Sinneseindrücke, ähnlich einem Kribbeln oder Nadelstichen, die in den entsprechenden Extremitäten auf- und abwandern.

Hauptsächlich äußert sich die hemiplegische Migräne jedoch durch eines oder mehrere der folgenden Symptome:

  • halbseitiges Taubheitsgefühl am Körper, das Arme, Beine und Gesicht betreffen kann
  • muskuläre Schwäche bis hin zur Lähmung einer Körperhälfte
  • Benommenheit und Schwindelgefühl
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Beeinträchtigung von Gleichgewichtssinn und Koordination

Auch Symptome, die eigentlich typisch für die Basilarismigräne (einer weiteren Unterart von Migräne mit Aura), können bei der hemiplegischen Migräne vorkommen. Dazu zählen:

  • Sprachstörungen
  • Hörminderung und Tinnitus
  • Sehstörungen wie Gesichtsfeldausfälle (dunkle Stellen im Blickfeld) oder Doppelbilder
  • Bewusstseinsstörungen
  • Fieber

Besonders schwere Formen der hemiplegischen Migräne können mitunter auch zu komatösen Zuständen oder epileptischen Anfällen führen.

Für gewöhnlich stellen sich die für eine Migräne üblichen Kopfschmerzen im Anschluss an die genannten Beschwerden ein. Es kann allerdings auch vorkommen, dass sie bereits weit im Voraus oder gar nicht spürbar sind.

Allgemein gilt, dass die Symptome der hemiplegischen Migräne meist intensiver und langanhaltender wirken als bei anderen Migränearten und sind denen eines Schlaganfalls nicht unähnlich.

Der Unterschied ist jedoch, dass sie sich im Fall der hemiplegischen Migräne über einen längeren Zeitraum entwickeln und nicht, wie bei einem Schlaganfall üblich, sehr plötzlich auftreten. Um kein Risiko einzugehen, sollte so schnell wie möglich ärztliche Hilfe geholt werden.

Alltägliche Stresssituationen oder auch ein leichtes Schädeltrauma können Auslöser der hemiplegischen Migräne sein.

Familiäre und sporadische hemiplegische Migräne – die Ursachen


Bei der hier beschriebenen Ausprägung der Migräne wird zwischen zwei verschiedenen Arten differenziert:

  • der familiären und
  • der sporadischen hemiplegischen Migräne.

Diese Unterscheidung liegt hauptsächlich in den Ursachen begründet, die für ihr Aufkommen verantwortlich gemacht werden.

Für die familiäre hemiplegische Migräne sind in erster Linie die verwandtschaftlichen und familiären Strukturen verantwortlich. Denn durch Vererbung werden die auslösenden Faktoren weitergegeben.

Gibt es in der Familiengeschichte mindestens einen Betroffenen mit den gleichen Beschwerden, spricht man von einer familiären hemiplegischen Migräne. Wissenschaftler konnten verschiedene vererbbare Mutationen von Genen der Chromosomen nachweisen, die als Ursache der hemiplegischen Migräne gelten.

Jede dieser Mutationen sorgt für Störungen in den Zellen der Hirnrinde, die kurzzeitig übermäßig erregt werden können. Auf diese Weise ändert sich die Spannung in der Zellmembran dahingehend, dass eine sogenannte Streudepolarisierung (Spreading Depression) entsteht.

Jede Zelle des menschlichen Körpers besitzt eine gewisse elektrische Ladung. Diese wird hier phasenweise aufgehoben oder umgekehrt. In der Folge kann es passieren, dass auch alle angrenzenden Zellen in der Hirnrinde erregt werden und sich die Ladung dort ebenfalls umkehrt oder aufhebt.

Ist diese Kettenreaktion erst einmal in Gang gesetzt, streut sich die Depolarisierung wie eine Art Welle elektrischer Spannung über die Hirnrinde. Dieser Prozess wird als eine der Hauptursachen für Krankheitsbilder wie Migräne gesehen.

Bei der sporadischen hemiplegischen Migräne spielen die familiären, also erblichen, Faktoren in der Regel keine Rolle. Wenn also bislang keiner der Verwandten- oder Familienangehörigen unter den Folgen einer hemiplegischen Migräne zu leiden hatte und die Symptome folglich das erste Mal zutage treten, spricht man von der sporadischen Form.

Hinzu kommt, dass bei dieser Variante der hemiplegischen Migräne bislang kein Zusammenhang zwischen Genmutationen und dem Auftreten der Beschwerden hergestellt werden kann. Die eindeutige Ursache ist demnach unklar.

Diagnose und Behandlung der hemiplegischen Migräne


Im Rahmen der Diagnose ist es zunächst oberste Priorität festzustellen, ob es sich um einen Schlaganfall beziehungsweise Tumoren (Sturge-Weber-Syndrom) handelt, die sehr ähnliche Symptome wie eine hemiplegische Migräne auslösen können. Um dies sicherzustellen, nutzt der Arzt verschiedene bildgebende Diagnoseverfahren wie

  • die Computertomographie (CT) oder
  • die Magnetresonanztomographie (MRT).

Diese sind in der Lage, den menschlichen Körper zu durchleuchten und beispielsweise Blutgerinnsel aufzuspüren, die zu Schlaganfällen führen können.

Entscheidend bei einer hemiplegischen Migräne ist außerdem, ob sie das erste Mal als sporadische hemiplegische Migräne auftritt, oder ob es Vorbelastungen gibt, also eine familiäre hemiplegische Migräne vorliegt.

Trifft ersteres zu, ist das genannte Ausschlussverfahren üblich. Bestehen Zweifel hinsichtlich der Vorbelastung sowie der Existenz einer familiären hemiplegischen Migräne, sind auch genetische Untersuchungen möglich, um potentielle Genmutationen zu identifizieren.

Wichtig!

Treten die Symptome einige Zeit nach einer diagnostizierten hemiplegischen Migräne erneut auf, ist es ratsam, umgehend zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen. Auch dann ist ein Schlaganfall nicht auszuschließen.

Für eine zielgerichtete Behandlung der Aura-Symptome gibt es bislang keine wirkungsvollen Methoden. Wichtig ist, dass sich der Betroffene in eine ruhige Umgebung zurückzieht, in der er sich von den auftretenden Beschwerden erholen kann.

Manche Experten empfehlen zudem beispielsweise die Anwendung von Ketamin als Nasenspray, das eine kurzfristige Linderung bewirken soll.

Die medikamentöse Behandlung weiterer Symptome einer hemiplegischen Migräne ist jedoch durchaus möglich. Neben der Schmerztherapie durch entsprechende schmerzstillende Präparate, wird auch oft die Übelkeit therapiert.

Auch Medikamente wie Antiepileptika oder Antikonvulsiva, die die Blutgefäße weiten und so das Risiko von epileptischen Anfällen minimieren, finden in manchen Fällen Anwendung.

Triptane – also speziell gegen Migräne entwickelte Präparate – werden im Zusammenhang mit der hemiplegischen Migräne als fragwürdig angesehen, da ihre Wirkung eine Verengung der Blutgefäße im Gehirn verursacht.

Hier liegt die Befürchtung zugrunde, dass bei dieser Migräneform ischämische Komplikationen entstehen können. Dabei handelt es sich um eine Unterversorgung bestimmter Gewebegebiete mit Blut.

Vor allem Organe und Nervensysteme, wie beispielsweise das Gehirn, reagieren besonders empfindlich und können bleibende Schäden davontragen.

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Jan Zimmermann Egal ob Video, Foto oder Text – Hauptsache die Kreativität kommt nicht zu kurz. Noch während seines Masterstudiums der Medienwissenschaften und der Arbeit als Multimedia Content Creator in München, entwickelte Jan Zimmermann eine Passion für das Schreiben. Seit 2018 lebt er diese als Medizinredakteur bei kanyo® aus. Jan Zimmermann Medizinredakteur und Medienwissenschaftler kanyo® mehr erfahren