Nackenschmerzen und Migräne – die Hintergründe


Der Trigeminusnerv ist nicht nur zuständig für die funktionelle Versorgung der Kaumuskultur, sondern sorgt zum Beispiel auch für die Schmerzwahrnehmung im Gesicht und im vorderen Teil des Kopfes sowie im Bereich der Hirnhäute.

Somit steht der Trigeminusnerv im engen Zusammenspiel mit dem Hinterhauptsnerv, der für die Schmerzwahrnehmung im Nacken verantwortlich ist. Ausläufer beider Nerven treffen im Gehirn aufeinander, weshalb Nackenschmerzen und Kopfschmerzen oft gemeinsam auftreten.

Der eine Schmerz bewirkt oft den anderen: Wenn die Nervenfasern stark aktiv sind, kann es sein, dass die Fasern des anderen Nervs auch stimuliert werden.

Warum dieses Wissen so wichtig ist:

Häufig gehen Patienten nur mit dem Symptom Nackenschmerzen zum Arzt. Durch die starken Schmerzen lässt es sich mitunter nur sehr schwer beschreiben, ob der Schmerz nun eigentlich vom Kopf oder vom Nacken ausgeht – genauer gesagt, wo also die einzelnen Schmerzpunkte lokalisiert sind. So kommt es, dass eigentliche Migränepatienten lediglich wegen starker Nackenschmerzen beim Arzt sind und unter Umständen falsch behandelt werden.

Nackenschmerzen und Kopfschmerzen – sind Verspannungen die Ursache?


Neben der Migräne kann auch ein normaler Spannungskopfschmerz, der durch

  • Stress oder
  • starke muskuläre Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich entstanden ist,

eine Ursache für Nackenschmerzen in Kombination mit Kopfschmerzen sein.

Eigentlich ist es oft nicht der Muskel selbst, der wehtut. Bei Menschen, die immer und immer wieder unter Verspannungen leiden, die vom Hals aus in den Hinterkopf ausstrahlen, verändert sich irgendwann die Schmerzverarbeitung im Gehirn: Es reagiert immer schneller sensibel auf eingehende Schmerzreize.

Die Schmerzschwelle wird dadurch immer weiter herabgesetzt, was bedeutet, dass der Betroffene die Schmerzen letztendlich viel schneller und intensiver spürt als ein gesunder Mensch. Dadurch verspannt er sich noch mehr, die Muskelverhärtung wird verstärkt – und der Teufelskreis beginnt von vorn.

Mit einer gesunden Lebensweise kann jeder selbst seinen Beitrag dazu leisten, die Spirale „Kopfschmerzen und schmerzender Nacken“ zu durchbrechen: Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, am besten zwei bis drei Liter Wasser täglich. Kombinieren Sie dies mit viel Bewegung im Freien und dem Verzicht auf Alkohol und Nikotin. Dadurch haben Sie bereits einen guten Anfang gemacht.

Unabhängig davon, wie stressig es gerade bei Ihnen privat oder beruflich zugeht – versuchen Sie, sich Zeitfenster freizuschaufeln, in denen Sie sich ausschließlich um sich kümmern, entspannen und zur Ruhe finden können. Entspannungsverfahren wie progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Meditation und Yoga können dabei helfen.

Migräne: Symptom Nackenschmerzen – wann zum Arzt?

Auch wenn es einen Zusammenhang zwischen Migräne und Nackenschmerzen gibt: Nicht immer lässt sich das Symptom Nackenschmerzen mit der Ursache Kopfschmerzen oder Migräne erklären. Es gibt Situationen, in denen Sie mit Nackenschmerzen unbedingt zum Arzt gehen sollten.

Das gilt insbesondere, wenn die Schmerzen

  • über einen längeren Zeitraum bestehen,
  • auftreten, nachdem Sie einen Unfall hatten und/oder
  • mit Taubheitsgefühlen in der Schulter-Nacken-Partie einhergehen.

Hinter all dem könnte eine ernsthafte Erkrankung stecken, die es schnellstmöglich zu untersuchen und im besten Fall auszuschließen gilt.

Den Kopfschmerz im Nacken – was hilft?


Nackenschmerzen bei Migräne sind mit einer Akutbehandlung meist relativ gut in den Griff zu bekommen. Ist die Migräneattacke leicht bis mittelschwer, können Schmerzmittel, zum Beispiel mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol, helfen.

Doch Vorsicht: Wenn Schmerzmittel an mehr als zehn Tagen im Monat eingenommen werden, können diese selbst Kopfschmerzen verursachen (sogenannter medikamenteninduzierter Dauerkopfschmerz)2.

Auch verschreibungspflichtige Triptane können angewandt werden – vorrangig bei Patienten, die unter sehr starker Migräne leiden und die nicht auf herkömmliche Schmerzmittel ansprechen. Doch auch hier gilt: Nehmen Sie die Präparate nicht öfter als zehnmal im Monat ein3.

Möglicherweise muss ein Triptan mit einem Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen (Antiemetikum) kombiniert werden, denn: Bei schweren Migräneanfällen krampft sich der Magen derart zusammen, dass das Triptan nicht in den Darm vordringen kann und somit wirkungslos bleibt.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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