Bing-Horton-Syndrom: Symptome beim Cluster-Kopfschmerz
Der englische Begriff „Cluster“ bedeutet übersetzt so viel wie „Anhäufung“, was ein wesentliches Charakteristikum der Cluster-Kopfschmerzen ist: Diese Art von Kopfschmerzen, auch als Bing-Horton-Syndrom bezeichnet, tritt meist in Phasen auf, wobei es zu maximal acht Schmerzattacken pro Tag kommen kann.
Und als wäre der einseitige, stechende Schmerz in Augen-, Stirn- und Schläfenbereich nicht schon genug, kommen meist folgende Symptome – begleitend auf derselben Seite – zum Cluster-Kopfschmerz hinzu:
- eine laufende oder verstopfte Nase
- Tränenfluss
- gerötete Bindehaut
- Schwitzen in bestimmten Bereichen des Gesichts wie zum Beispiel der Stirn
- Schwellungen der Augenlider
- körperliche Unruhe
Im Unterschied zu der Migräne sind die Schmerzen beim Cluster-Kopfschmerz im Liegen am stärksten. Die Attacken dauern von etwa 30 Minuten bis hin zu drei Stunden und setzen häufig zur gleichen Zeit ein; in den meisten Fällen ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen (aus dem Schlaf heraus) oder früh am Morgen.
Ein Viertel der Patienten erlebt vor der eigentlichen Attacke Symptome der Migräne mit Aura (Flimmern, Lichtblitze oder Zackenkranz im Blickfeld).
Chronischer und episodischer Cluster-Kopfschmerz
Etwa 0,2 bis 0,3 Prozent der Bevölkerung sind von Cluster-Kopfschmerz betroffen, darunter mehr Männer als Frauen. Die Patienten sind meist zwischen 28 und 30 Jahre alt, wenn die Schmerzen das erste Mal auftreten.
Der Cluster-Kopfschmerz kann episodisch (periodisch) oder chronisch sein. Die episodischen Kopfschmerzen treten gelegentlich auf – innerhalb von zwei Jahren machen die Patienten in der Regel ein bis zwei Cluster-Phasen durch.
Von chronischen Kopfschmerzen hingegen ist die Rede, wenn innerhalb eines Jahres immer wieder Schmerzphasen auftreten, ohne dass es zu einem mindestens 14-tägigen schmerzfreien Intervall gekommen ist.
Cluster-Kopfschmerz: Auslöser für das Bing-Horton-Syndrom
Wie auch bei der Migräne sind die Triggerfaktoren von Cluster-Kopfschmerz unterschiedlichen Ursprungs und variieren von Patient zu Patient. Zu den häufigsten Auslösern zählen unter anderem:
- Alkohol
- Nikotin
- histaminhaltige Lebensmittel (wie Käse und Tomaten)
- starke Gerüche (Benzin, Parfüm, Klebstoffe)
- blendendes Licht
- körperliche Anstrengung
Behandlung und Therapie des Bing-Horton-Syndroms
Das Bing-Horton-Syndrom ist bislang noch nicht heilbar. Jedoch können die Schmerzattacken bei richtiger Diagnose gut behandelt werden. Als Therapie raten Experten bei Schläfenkopfschmerz zu einer Inhalation von hundertprozentigem medizinischen Sauerstoff über eine Mundmaske.
Die benötigte Menge (7-15 l/min) wird 15 bis 20 Minuten lang in sitzender vornübergebeugter Position eingeatmet. Diese Methode zeichnet sich durch eine gute Verträglichkeit und besonders schnelle Wirkung aus – innerhalb von sieben Minuten merkt der Patient meist eine deutliche Besserung.
Der Nachteil besteht darin, dass eine Sauerstoffflasche nicht immer zur Verfügung steht. Die Patienten können sich zwar ein tragbares Sauerstoffgerät verschreiben lassen, doch ist der ständige Transport auch in diesem Fall schwierig.
Die medikamentöse Therapie von Cluster-Kopfschmerz mit Triptanen ist eine weitere bevorzugte Behandlungsmöglichkeit. So führt der Arzneistoff Sumatriptan als Injektion (6 mg) oder Nasenspray innerhalb von 5 bis 20 Minuten bei circa 75 Prozent der Patienten mit Bing-Horton-Syndrom zur Schmerzlinderung.
Zolmitriptan ist als Arzneistoff ebenfalls in Nasensprays gegen akute Cluster-Kopfschmerzattacken enthalten. Des Weiteren kann Lidocain, ein örtlich wirksames Betäubungsmittel, in die Nasenöffnung der betroffenen Kopfschmerzseite gegeben oder in die Nähe der Nervenbahn injiziert werden, um die Schmerzweiterleitung zu blockieren.
Wichtig: Als unwirksam gegen die Cluster-Kopfschmerzen gelten Analgetika (Schmerzmittel) wie Aspirin, Ibuprofen oder Paracetamol.
Vorbeugung von Cluster-Kopfschmerz
Zur Vorbeugung zukünftiger Attacken ist es sinnvoll, wenn Patienten, die am Bing-Horton-Syndrom leiden, einen Kopfschmerzkalender führen. Dadurch können sie ihre individuellen Auslöser herausfinden und versuchen, sie zu meiden.
Des Weiteren kann der Arzt bestimmte Medikamente zur Prophylaxe verschreiben. Häufig werden beispielsweise Medikamente gegen Bluthochdruck, sowie Kortison oder bestimmte Antiepileptika verabreicht. Mögliche Nebenwirkungen dieser Medikamente sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen.
Nervenschrittmacher: Neue Hoffnung für Cluster-Kopfschmerz-Patienten
Experten ist es vor Kurzem gelungen, eine neue Behandlungsmethode zu entwickeln, die vielen Schläfenkopfschmerz-Patienten Hoffnung macht: Als Auslöser des Bing-Horton-Syndroms macht die Wissenschaft inzwischen den Trigeminusnerv verantwortlich, der sich in drei Äste aufteilt und in Unter- und Oberkiefer sowie der Augenpartie Schmerzen verursachen kann.
Der Nerv erfüllt motorische Funktionen, ist also für Bewegungen zuständig, und hat sensible Fasern, die dem Gehirn Informationen über Berührungen und Schmerzen im Gesicht zuleiten.
Dieser Gesichtsnerv besitzt einen Nervenknoten, der in der Fachsprache als Ganglion sphenopalatinum (SPG) bezeichnet wird und sich hinter der Nasenwurzel befindet. Die sogenannte SPG-Stimulationstherapie zielt darauf ab, ihn vorübergehend zu betäuben und dadurch die Schmerzen zu lindern.
Wie funktioniert die SPG-Stimulationstherapie beim Bing-Horton-Syndrom?
Dazu wird bei einem operativen Eingriff ein Nervenstimulator im Oberkiefer in das Zahnfleisch implementiert. Der Nervenstimulator ist ein etwa mandelgroßes elektrisches Teilchen, das extern mit einer Fernbedienung gesteuert werden kann. Bei einer Schmerzattacke werden an den Nervenstimulator elektrische Impulse gesendet, die den Schmerzkreislauf unterbrechen. Die bisherige Studienlage zu dieser Behandlungsform sieht sehr vielversprechend aus. Wie die „Pathway CH-1“-Studie feststellte, konnten bei etwa zwei Dritteln der Teilnehmer die Schmerzen gestoppt oder zumindest ihre Dauer verkürzt werden1.
Insgesamt wurden weltweit bisher etwa 400 Cluster-Kopfschmerz-Patienten mit der Stimulationstherapie behandelt. Bei diesen Patienten wurde die Behandlung insgesamt als positiv eingeschätzt: Sowohl Häufigkeit als auch Stärke der Kopfschmerzattacken ließ bei den behandelten Personen nach.
Jedoch gelten sowohl die technische Prozedur als auch der chirurgische Eingriff als anspruchsvoll. So muss der Nervenstimulator beispielsweise mithilfe eines virtuellen 3D-Modells individuell an die Schädelform des jeweiligen Patienten angepasst werden2.