Kindermigräne: Wenn Kinder unter Kopfschmerzen leiden


Viele Kinder haben bereits im Grundschulalter Erfahrungen mit Kopfschmerzen und Kindermigräne gemacht. Vor der Pubertät gibt es dabei keinen geschlechtsspezifischen Unterschied, dies ändert sich jedoch nach dem Pubertätsalter.

Hier sinkt die Häufigkeit der Migräne bei Jungen um 50 Prozent, während sie für Mädchen ansteigt2. Unter anderem verantwortlich für diese Entwicklung ist die Zu- oder Abnahme des Geschlechtshormons Östrogen im Laufe des Lebens einer Frau.

Ebenso hat der Menstruationszyklus Einfluss auf den weiblichen Hormonhaushalt. Besonders betroffen sind zudem Kinder mit einer Vorbelastung durch die Eltern. Das bedeutet, wenn diese bereits häufiger unter den Beschwerden einer Migräne gelitten haben, ist die Wahrscheinlichkeit bei Kindern höher, ebenfalls unter der Kindermigräne zu leiden.

Zudem wird in den letzten Jahren immer häufiger Migräne bei Kindern diagnostiziert1. Die Gründe dafür bleiben jedoch unklar.

Spekuliert wird, ob einerseits die sich verändernden Lebensumstände der Kinder mit migränefördernden Faktoren (zum Beispiel mehr Stress und intensivere Bildschirmnutzung) dafür verantwortlich sind oder ob andererseits wegen der Kindermigräne schlichtweg häufiger zum Arzt gegangen wird als noch vor ein paar Jahren.

Was ist eigentlich eine Migräne?

  • pulsierender, stechender oder pochender Kopfschmerz
  • anfallsartig in unregelmäßigen Abständen
  • häufig einseitig in einer Kopfhälfte
  • Dauer von wenigen Stunden bis zu drei Tagen (bei Kindern oft kürzer)
  • Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit

Im Vergleich zu Erwachsenen ist es in aller Regel erheblich schwieriger, die Migräne bei Kindern festzustellen. Sie sind oft nur bedingt in der Lage, ihre Schmerzen ausreichend in Worte zu fassen. Daher gilt es auch auf Symptome zu achten, die beispielsweise über Verhaltensänderungen des Kindes deutlich werden.

Migräne bei Kindern: Symptome


Ältere Kinder klagen in der Regel über starke Kopfschmerzen. Bei Kindern, die sich noch nicht so gut ausdrücken können, sind die Symptome meist durch eine Veränderung im Verhalten zu bemerken.

So sind Betroffene der Kindermigräne oftmals gereizt oder wirken müde. Zudem ziehen sie sich zurück, legen sich hin, hören mit dem Spielen auf oder weinen. In den meisten Fällen ist im Gesicht des Kindes eine Blässe festzustellen.

Obwohl die Attacken bei Kindermigräne meist kürzer sind als bei Erwachsenen, können sie trotzdem mehrere Stunden andauern. Die Schmerzen erstrecken sich dabei häufig über beide Seiten des Kopfes. Selten sind sie einseitig. In manchen Fällen ist es auch möglich, dass der Kopfschmerz gänzlich fehlt.

In einem solchen Fall manifestiert sich die Migräne über folgende Begleiterscheinungen:

  • Bauchschmerzen
  • Herzrasen
  • Schwindel
  • Übelkeit und Erbrechen
  • erhöhte Körpertemperatur zwischen 37 und 38 Grad Celsius3
  • Hautrötungen

Da sich die Kindermigräne in einer Vielzahl von Varianten äußert, ist jene ohne Kopfschmerzen als eine mögliche Vorstufe zu verstehen. Das heißt, hier können bereits Symptome auftreten, die auf eine Migräne hinweisen. Die betroffenen Kinder sollten vom Arzt untersucht werden, um potentielle Fremdursachen, wie etwa andere Krankheiten, auszuschließen.

Im weiteren Verlauf können sich die Beschwerden auch zu einer vollständigen Migräne entwickeln. Vergleichbar damit ist die abdominelle Migräne (auch Bauchmigräne genannt), die ebenfalls ohne die üblichen Kopfschmerzen auftritt.

Das Kind klagt meist morgens über Übelkeit und erbricht kurz danach. Ursächlich verantwortlich dafür können psychische und physische Stressfaktoren sein, die sich auf den Verdauungstrakt auswirken.

Eher selten treten bei der Kindermigräne Symptome einer Migräne mit Aura auf. Dabei handelt es sich um neurologische Phänomene, die sich beispielsweise durch

  • optische Halluzinationen (Farben und Formen),
  • Sehstörungen (Flimmern und Lichtblitze) und
  • ein Taubheitsgefühl oder Kribbeln in den Extremitäten manifestieren.

Wichtig zu wissen ist hierbei, dass diese Symptome nur vorübergehend und meist vor den eigentlichen Migräne-Kopfschmerzen auftreten. In aller Regel halten sie für weniger als eine Stunde an und lassen mit den beginnenden Kopfschmerzen nach.

Ursachen und Auslöser von Migräne bei Kindern und Jugendlichen


Was die Migräne bei Kindern genau auslöst, ist noch nicht zur Gänze geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass eine Reihe verschiedener Faktoren dafür verantwortlich sein kann Dazu zählen unter anderem:

  • körperlicher oder psychischer Stress
  • physikalische Reize (zum Beispiel Lärm- oder Lichtempfindlichkeit)
  • Unregelmäßigkeit der Schlafgewohnheiten
  • Einfluss des Wetters (vor allem Temperaturwechsel und hohe Luftfeuchtigkeit)
  • chemische Reizstoffe (Abgase, Zigarettenrauch, Deodorants, Farb- oder Klebstoffe)
  • Nahrungsmittel (zum Beispiel Unverträglichkeiten auf bestimmte Inhaltsstoffe)

Grundlegend sind die Auslöser von Migräne bei Kindern sehr ähnlich zu denen von Erwachsenen. Der Unterschied ist jedoch, dass Kinder weitaus anfälliger und sensibler auf viele Reize reagieren.

Da Stress als einer der zentralen Faktoren für die Kindermigräne angesehen wird, ist es essentiell, das Kind vor stressreichen Situationen so gut es geht abzuschirmen und mögliche Quellen für Stress im Alltag zu eliminieren.

Migräne bei Kindern: Therapie und Vorbeugung


Eine nichtmedikamentöse Therapie ist bei Kindermigräne empfehlenswert. Sollte diese nicht ausreichen, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren, um abzustimmen, ob und ich welchem Umfang eine Therapie mit Arzneimitteln sinnvoll ist.

Gerade die Verabreichung von Acetylsalicylsäure oder Metoclopramid, also Wirkstoffe, die sich häufig in Migränemedikamenten für Erwachsenen befinden, sind bei Kindern nicht geeignet. Sie können in einer falschen Dosierung schwere Gehirn- und Leberschäden verursachen.

Auch Präparate aus der Wirkstoffgruppe der Triptane dürfen bei Kindern unter 12 Jahren nicht bzw. nur ausnahmsweise nach Rücksprache mit dem Arzt angewendet werden. Medikamente mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Paracetamol sind hingegen besser geeignet.

Zur Linderung der Beschwerden wird empfohlen, das Kind in einer dunklen und ruhigen Umgebung schlafen zu legen. Ein entspannter und erholsamer Schlaf kann hier sehr viel bewirken.

Als schmerzlindernde Maßnahme eignen sich zusätzlich kalte Kompressen, die auf Stirn, Schläfe oder Nacken gelegt werden.

Auch das Einreiben der genannten Stellen mit Pfefferminzöl kann bei der Kindermigräne schmerzstillend wirken. Man sollte bei kleineren Kindern jedoch darauf achten, dass das Pfefferminzöl nicht in Kontakt mit den Augen kommt, da dies zu Reizungen führt.

Diese Tipps können dabei helfen, bei Kindern Migräne vorzubeugen:

  • Regelmäßige Zeiten zum Essen und Schlafen dienen dazu, eine Unterzuckerung zu vermeiden sowie den Schlafrhythmus im Takt zu halten. Vor allem das Frühstück ist ein wichtiger Lieferant für die über Nacht verbrauchten Nährstoffe. Auch das Weckerstellen am Wochenende auf dieselbe Uhrzeit wie wochentags kann helfen, den Schlafrhythmus über die freien Tage in Balance zu halten.
  • Ausreichende Bewegung im Freien und Sport sorgen für die notwendige Frischluftzufuhr und helfen, Stress und Anspannung zu lösen.
  • Eine gesunde und ausgewogene Ernährung liefert die nötige Energie für den Tag und erhöht so die Stresstoleranz.
  • Viel Wasser trinken vermindert das Risiko von Flüssigkeitsmangel, was als ein zusätzlicher Auslöser für Kindermigräne angesehen wird. Für etwas mehr Abwechslung und Geschmack bei der Flüssigkeitszufuhr können Sie Ihrem Kind auch Tee zubereiten, idealerweise Lindenblütentee: dieser gilt als bewährtes Hausmittel gegen Migräne. Wichtig zu erwähnen ist, dass der übermäßige Verzehr besonders salzhaltiger Lebensmittel, wie beispielsweise Fertiggerichte oder Laugenbrezeln mit Salz, für einen Entzug von Flüssigkeit sorgt und die Kopfschmerzen begünstigen kann.

Essentiell ist: Je weniger Stress das Kind im Alltag erlebt, desto besser. Sollte das Kind Probleme in der Schule, mit Freunden oder sonstigen Bereichen seines Lebens haben, kann bereits ein einfaches Gespräch mit einem Elternteil als Entspannungsmaßnahme dienen und zur Reduktion von Stress führen.

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Jan Zimmermann Egal ob Video, Foto oder Text – Hauptsache die Kreativität kommt nicht zu kurz. Noch während seines Masterstudiums der Medienwissenschaften und der Arbeit als Multimedia Content Creator in München, entwickelte Jan Zimmermann eine Passion für das Schreiben. Seit 2018 lebt er diese als Medizinredakteur bei kanyo® aus. Jan Zimmermann Medizinredakteur und Medienwissenschaftler kanyo® mehr erfahren
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